Wein & Philosophie

Leseprobe zu "WEIN-PHILOSOPHIE" von Bernd Müller-Kaller

Textteil „Sein und Zeit - im Breisgau“

Der Philosoph dieses Weinlandes hat die Seins-Philosophie seiner
Zeit ins Extreme ausgelotet und so abstrahiert, dass sie der normale
Weinfreund wahrscheinlich nicht versteht. Sein, Dasein, In-der-Welt-Sein,
Nichtsein, versuchte er als Offenbarwerden ohne das Seiende zu denken.
Sein Seinsbegriff ist weder als Subjekt noch als Objekt zu begreifen,
sondern als Prozess, in dem die Seinsweise das Verstehen ist,
losgelöst vom einzelnen Menschen, als ursprüngliches, grundsätzliches Element.

Trotzdem, beim rhetorisch begabten Menschen Heidegger finden
sich auch sprachliche Perlen, die sich unseren weinphilosophischen Überlegungen öffnen:
die Vorträge „Der Feldweg“, oder „Gelassenheit“.
Hier stellt Heidegger die „Ruhe des Heimatbodens“ dem neuzeitlichen Lärm entgegen,
ohne letzteren zu verteufeln und er bricht eine Lanze für das „besinnliche Denken“,
das im dominant berechnenden Denken unterzugehen droht. Da ist im Alter nur allzugut
seine „Kehre“ im philosophischen Denken zu verstehen und seine Annäherung an die Kant`sche Metaphysik. Da ist Wein-Zeit „...nur dem Anschein nach ein Fluss“ und
wohl eher „eine grenzenlose Landschaft.“(37)
D.h. Zeit kann selbst nicht wahrgenommen werden - nur der Raum,
wie der Breisgau, die Vorgänge und Veränderungen - in einem Weinland. (38)